WSE-Cup: Verloren – und doch gewonnen!
1000 Zuschauer verwandelten an drei Tagen die Alfred-Henckels-Halle in die „Höhle der Löwen“
Gruppenphase des Europapokals war auch eine Standortbestimmung für das deutsche Rollhockey.
Die Löwen des RSC Cronenberg haben in der dreitägigen Gruppenphase im WSE-Cup gegen die übermächtigen Teams aus Genf, Grosseto und Valdagno mitgehalten, mussten sich am Ende dann aber doch deutlich geschlagen geben. Ohne Punkte mussten die Grünweißen den Gästeteams aus der Schweiz und Italien in der Gruppe C des Rollhockey-Europapokals als Tabellenletzter den Vortritt lassen. Der Stimmung in der Halle tat das an den drei Spieltagen mit zusammengenommen mehr als 1000 Zuschauern jedoch keinen Abbruch: Der Verein und seine Fans feierten sich selbst – und die Mannschaft.
„Super RSC“ und „Kämpfen und siegen!“ skandierten die Ultras – am dritten Spieltag in Grün – beim WSE-Cup in der heimischen Alfred-Henckels-Halle. Und im Abschlussspiel der Gruppe C gegen den HC Valdagno aus Italien sahen die rund 350 Fans, wie die Löwen kämpften – und beinahe auch siegten. Das favorisierte Team aus Venetien sah sich bereits als sicherer Gruppensieger und waren offensichtlich von der spielerischen und kämpferischen Leistung überrascht. Zwar gingen sie durch Leonardo Diquigiovanni schon in der zweiten Minute in Führung, doch zog Thomas Köhler mit einem sehenswerten Schuss sieben Minuten später für den RSC nach. Die Halle tobte.
Danach sah es lange so aus, als könnten die Grünweißen die Gruppensensation schaffen, doch Paulo Emanuel Garcia Solar setzte in der 18. Minute einen Penalty unhaltbar hinter Leon Geisler ins Netz: 1:2. Kurz nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit brachte Tom Drübert seine Fans zum Kochen, als er eine schöne Ballstafette zum erneuten Ausgleich abschloss. Die Gäste aus Valdagno nahmen den Kampf an und rückten in der Folge immer wieder auf das RSC-Tor vor, wobei es Bo Aleix Borregan schließlich einnetzen konnte.
Dann die vielleicht spielentscheidende Minute, als Thomas Köhler einen Direct Shot und damit die Chance zum erneuten Ausglich zugesprochen bekam – und sich vor Giovanni Bovo geschlagen geben musste. Auch der Nachschuss brachte nichts ein. Als Marcos Oscar Vega drei Minuten vor Schluss zum 2:4 erhöhte, schien alles gelaufen zu laufen. Doch die Löwen steckten nicht auf, sodass die Norditaliener Sekunden vor der Schlusssirene noch das 3:4 durch Thomas Köhler zulassen mussten. Klar, dass das Team trotz der Niederlage nach dem Spiel in der Ultra-Ecke frenetisch gefeiert wurde.
Gut gekämpft, unglücklich verloren
Es hatte nicht sollen sein… Dabei lief auch am ersten Tag sportlich zunächst alles nach Plan. Im Auftaktspiel gegen Genéve RHC markierte Lucas Seidler das erste Tor des Turniers für die Cronenberger nach 14 Minuten. Doch nur drei Minuten später gelang Andres Nunes de Miranda für die Schweizer der Ausgleich. Danach folgte der Knackpunkt, der womöglich den Wendepunkt im Cronenberger Spiel darstellte: Keeper Leon Geisler verletzte sich bei einer mutigen Abwehr und musste behandelt werden. Den für ihn ins Tor gewechselten Till Mertens erwischte es wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kalt durch einen unhaltbaren Treffer von Pelayo Ramos Gorgojo zum 2:1 für die Gäste.
Ein Wirkungstreffer für die Gastgeber, die in der zweiten Halbzeit zwar noch einmal mächtig aufdrehten und zu zahlreichen Ausgleichchancen kamen, dabei aber tödliche Konter der Genfer um Oriol Mata und Kevin Tercier hinnehmen mussten. Trotz optischer Überlegenheit der Löwen stand es zwischenzeitlich 1:7, ehe Marco Resende Aleixo für Cronenberg Ergebniskosmetik zum 2:7 erreichte – dennoch eine insgesamt unverdient hohe Niederlage.
Am zweiten Spieltag zeigten sich die RSC-Löwen im Spiel gegen das deutlich favorisierte Team von Edlifox Grosseto wiedererstarkt und hielten – auch angetrieben durch knapp 500 Zuschauer in der prallgefüllten Halle – lange den eigenen Kasten sauber. In der 18. Minute durchbrach allerdings Alessandro Franchi erstmals die Cronenberger Abwehr. Nach dem 1:0 waren die Löwen stets drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen. Doch in der Schlussphase der ersten Halbzeit schlugen erst Pablo Saavedra und (nur neun Sekunden vor der Sirene!) noch einmal Alessandro Franchi zum 3:0 zu.
Wieder folgte eine lange Phase mit ausgeglichenen Spielanteilen, in denen sich die Deutschen gegen die spielerisch hervorragenden Italiener halten konnten. Vor allem Thomas Köhler, der zum zwischenzeitlichen 4:1 und 5:2 jeweils einen Direct Shot direkt verwandelte, konnte hier überzeugen. Den Schlusspunkt setzte allerdings ein anderer Cronenberger: Max Thiel, der für Edilfox Grosseto auflief, machte 40 Sekunden vor dem Abpfiff mit dem 6:2 alles klar.
Vorentscheidung im italienischen Derby
Tatsächlich war die Gruppe C im WSE-Cup schon nachdem ersten Spieltag praktisch entschieden, als das Team von Valdagno in einem sehenswerten, äußerst knappen Spiel mit 4:3 gegen die Ligagegner aus Grosseto die Oberhand behielt. Damit war bereits die Vorentscheidung um den Gruppensieg gefallen. Nach 2:1 zum Pausentee gab das Team um Max Thiel alles, um den Rückstand aufzuholen. In einer turbulenten Phase anfangs der zweiten Halbzeit erhöhte zunächst Paulo Emanuel Garcia Solar, bevor Pablo Saarveda praktisch im Gegenzug für Grosseto nachlegte. Völlig unbeeindruckt von dem schnellen Gegentreffer netzte Franco Luciano Guiliani Marchetti für Valdagno eine Minute später ein. Und wiederum im Gegenzug verwandelte Serse Cabella zum 4:3-Endstand ein. Die letzten zehn Minuten waren heiß umkämpft, brachten aber nichts Zählbares mehr ein – abgesehen von einem verschossenen Penalty durch Franco Luciano Guiliani Marchetti für Valdagno.
Ihre Favoritenstellung unterstrichen die Männer aus Venezien dann am zweiten Spieltag, als es ein nie gefährdetes 10:0 gegen Genf gab, während das Team um Max Thiel nach einem eher müden 5:2 gegen Genf mit Platz Zwei in der Tabelle vorlieb nehmen mussten. Genf mit einem Sieg und Cronenberg ohne einen Punkt bilden die untere Hälfte der Gruppe C – eine Standortbestimmung, auf der sich jedoch aufbauen lässt. Nach vier Jahren war in Cronenberg wieder Europa zu Gast – und das durchaus mit einer Hammergruppe.
Diese Standortbestimmung musste auch die ESG Walsum zur Kenntnis nehmen, die in der parallel in Duisburg ausgespielten Gruppe D ebenfalls mit null Punkten hinter dem Team vom RHC Lyon abschlossen. Gruppensieger wurde erwartungsgemäß GRF Murches aus Spanien ungeschlagen vor CP Voltrega Stern Motor. In der Gruppe A setzte sich Pas Alcoi vor Teamservicecar Monza durch – in der Gruppe B Follonica Hockey vor HC Braga.
Eindeutige Sieger – der Verein, die Fans, die Sponsoren!
Aber es gilt, eine weitere Standortbestimmung festzuhalten: Die „Höhe der Löwen“ ist „the place to be“. Über 1000 Zuschauer sahen an den drei Tagen einen Rollhockey-Fest der obersten Kategorie. Mit Tombola, VIP-Lounge, Videowall und Lightshow wurde wirklich alles aufgeboten, was einen Sport-Event auch neben der Bahn zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Dabei blieben den Cronenberger nach der Auslosung der Spielstätten durch die WSE nur knappe vier Wochen Zeit, um diesen Event hochzufahren. Ein Werbung für den RSC, das Rollhockey – und für Wuppertal.
Text: Martin Vollmer
Fotogalerie
WSE Cup 2023 – Qualifying Round – Group C – Wuppertal-Cronenberg